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Großübung der Gefahrgutzüge LK Karlsruhe Süd und Nord in Malsch

Menschenrettung und Gefahrgut aufnehmen unter CSA

20140930 GGZügeÜbg Malsch 02Am Dienstag, den 30.09.2014 fand in Malsch bei der Spedition Dachser eine Gefahrgutübung statt.
An der Übung beteiligen sich die beiden Gefahrgutzüge im Landkreis Karlsruhe.
Der Gefahrgutzug Landkreis Karlsruhe Nord setzt sich aus folgenden Feuerwehren zusammen:
FF Karlsdorf-Neuthard (Einsatzleitwagen 1, Rüstwagen 1, Mannschaftstransportwagen, Tanklöschfahrzeug 16/25, Gerätewagen Gefahrgut GWG 3), FF Kraichtal (Hilfeleistungslöschfahrzeug HLF20, Mannschaftstransportwagen), FF Bretten (LKW DekonP, ABC-Erkundungskraftwagen).
Der Gefahrgutzug Landkreis Karlsruhe Süd setzt sich aus folgenden Feuerwehren zusammen: FF Ettlingen (2x Mannschaftstransportwagen, Gerätewagen Gefahrgut GWG3, Löschgruppenfahrzeug LF20), FF Rheinstetten (Mannschaftstransportwagen, Gerätewagen- Transport, Rüstwagen 1); FF Malsch (2x Mannschaftstransportwagen).

Als Übungs- Szenario wurde eine realitätsnahe Situation im Alltag einer Spedition nachgestellt. Von den Übungsleitern: Dr. Olaf Häßler (Zugführer Gefahrgutzug Landkreis Karlsruhe Süd aus Ettlingen), Michael Heppekausen (Rheinstetten) und Walter Seufert (Malsch) wurde folgende Lage vorbereitet:
Beim Ein- und Auslagern in einem Hochregallager kam es zu einem folgenschweren Unfall mit einem Gabelstapler: Der Gabelstapler beschädigte zwei Gefahrgut- IBC (Intermediate Bulk Container) mit jeweils 800l Gefahrstoff. Durch die Beschädigung traten größere Mengen von Salpetersäure 65 % und Ethanol aus. Kommen diese beiden Gefahrstoffe zusammen wird eine heftige Reaktion ausgelöst welche Nitrose- Gase bildet. Innerhalb kürzester Zeit war der Hallenbereich mit den lebensgefährlichen farbigen Gasen kontaminiert. Der Hallenmeister hat sofort reagiert und den gesamten Bereich evakuiert. Leider haben es drei Arbeiter, darunter auch der Gabelstaplerfahrer welcher den Unfall verursacht hatte, nicht mehr geschafft rechtzeitig das Gebäude zu verlassen und werden vermisst.
Im Ernstfall würde zuerst die örtliche Feuerwehr alarmiert und zusätzlich der / die Gefahrgutzug(züge). Die Einsatzleitung obliegt dem örtlichen Feuerwehrkommandant. In der Regel wird bis zum Eintreffen der Gefahrgutspezialisten die Lage erkundet und die Menschenrettung, unter Beachtung des Eigenschutzes, durchgeführt.
Wie das bei geplanten Übungen passieren kann, wurde die örtliche Feuerwehr (Malsch) zu einem Realeinsatz abgerufen und konnte nur eingeschränkt an der Übung teilnehmen. Somit traf zuerst der Gefahrgutzug Süd unter Leitung von Oliver Haunschild (stellv. Zugführer Gefahrgutzug Landkreis Karlsruhe Süd) an der Übungsstelle ein.
Der Zugführer verschaffte sich einen ersten Überblick und befragt die verantwortlichen der Spedition. Nachdem er hier die Information erhalten hat, dass noch drei Personen vermisst werden wurden umgehend mehrere Trupps (bestehend aus mind. Zwei Feuerwehrangehörigen) mit umluftunabhängigen Atemschutzgeräten und Chemikalienschutzanzügen (CSA) zur Erkundung und Menschenrettung in das Gebäude geschickt.
In der Zwischenzeit konnte der Gefahrgutbeauftragte der Firma Dachser dem Zugführer und den Fachberatern Chemie die Sicherheitsdatenblätter der beiden Stoffe übergeben, somit konnten die weiteren Schritte geplant werden. Kurze Zeit später traf der ebenfalls alarmierte Gefahrgutzug Nord unter Leitung des Zugführers Edgar Geisler an der Einsatzstelle ein.
Nach Abstimmung zwischen den beiden Einheitsführern wurde umgehend ein Dekontaminationsplatz für die Einsatzkräfte sowie für die Rettung der Vermissten eingerichtet. Der Nord- Zug verschaffte ich von der Rückseite der Halle aus einen Zugang und unterstützte mit weiteren CSA- Trupps die Menschenrettung.
Aufgrund der Weitläufigkeit der Lagerhalle (2 Fußballfelder groß) dauerte die Suche nach den vermissten Personen entsprechend lang. Der große Vorteil war, dass der Hallenmeister den Bereich in dem die Personen vermutet wurden, relativ gut eingrenzen konnte.
Parallel zu Menschenrettung wurden die Brandschutz Tore, welche in dem hochmodernen Hochregallager glücklicherweise vorhanden sind, geschlossen um eine Ausbreitung der gefährlichen Gase zu minimieren.
In der Zwischenzeit wurde von der Feuerwehr Malsch die Einsatzleitung eingerichtet. Nun konnten die weiteren Maßnahmen wie Nachforderung weiterer Mannschaft und Gerät besser koordiniert werden.
Nach einer intensiven Suche in der Halle konnten die Verletzten gerettet werden.
Der Hallenbereich wurde mit einem Explosionsmessgerät überwacht. Aufgrund der gigantischen Hallengröße wurden spezielle Großlüfter simuliert nachgefordert um die giftigen Gase aus der Halle zu bringen.
Nach Abstimmung zwischen dem Zugführer und den Fachberatern entschied man sich das ausgelaufene Medium mit speziellem Chemikalienbinder abzustreuen um das Ausgasen einzudämmen.
Simuliert erreichte die Feuerwehr ein Anruf von besorgten Bewohnern im nahegelegenen Ort, dass es nach Chemikalien riechen würde. Somit entschied der Einsatzleiter umgehend den Erkunder Kraftwagen zu Messungen im Ort zu entsenden. Glücklicher weise verliefen die Messungen negativ.
Nach ca. 2 Stunden war das Übungsziel erreicht. Ein Realeinsatz mit diesen Ausmaßen dauert viele Stunden oder Tage. Somit konnten die über 90 Übungsteilnehmer das aufwendige Equipment wieder auf die 20 Einsatzfahrzeuge, welche an der Übung beteiligt waren, verlasten.
Bei einem realen Gefahrguteinsatz wäre mit extrem zeitaufwändigen Aufräumarbeiten zu rechnen, welche die Feuerwehrleute noch mehrere Stunden nach dem Einsatz beschäftigen würden. Denn die Einsatzmittel müssen wieder einsatzbereit sein. Leider weiß man nie, wann der nächste Einsatz, die ehrenamtlichen Kameraden wieder fordert.
Bei der anschließenden Manöverkritik konnten die Übungsleiter eine erfolgreiche Übung vermelden. Es konnten wichtige Erkenntnisse über das Objekt und über die taktische Vorgehensweise bei einer solchen Lage gesammelt werden. Diese Erfahrungen fließen in die zukünftige Übungsgestaltung, der ehrenamtlichen Spezialkräfte mit ein.
Die Spezialisten des Gefahrgutzuges sind lediglich freiwillige Feuerwehrleute, welche sich zusätzlich zur täglichen Einsatzbereitschaft bei der Feuerwehr intensiv weiterbilden müssen, um auf derartige Situation professionell vorbereitet zu sein.
Das Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr ist sehr zeitintensiv für die Kameraden, zusätzlich zu ihrem normalen Beruf, diese Tätigkeit 365 Tage in Jahr rund um die Uhr wahrzunehmen.
Ein großer Dank gilt der Firma Dachser, Malsch welche der Feuerwehr das Übungsobjekt zur Verfügung gestellt hat. Diese Übung konnte dafür genutzt werden, die Evakuierung einer Lagerhalle zu üben.
Es bleibt dem Spediteur und der Feuerwehr zu wünschen, dass nie ein solcher Ernstfall eintritt. Falls es dann doch mal passiert, sind alle gut darauf vorbereitet um die Lage unter Kontrolle zu bringen.
Bericht: Oliver Haunschild  Bilder: Michael Heppekausen